ARTIST: Mathias Rolfs| @my_rho
AI Talk with AI Artist MATHIAS ROLFS
An architect naturally has a completely different approach to designing on the
computer. An old hand like Mathias Rolfs is not only a great draughtsman, he also takes photographs, paints and creates wonderful 3D models. He is well known to the fetish fans of MARQUIS, not least through his Petgirls. For some time now, he has also wanted to try his hand at something new …
MARQUIS: Lieber Mathias, erst mal vielen lieben Dank für deine Zeit. Was machst du gerade? Mathias Rolfs: Ich rendere viel und gern, aber ich sehe die Entwicklung in Sachen KI als Chance, sich ein ganz neues Gebiet zu erschließen.
MQ: How do AI and 3D rendering differ?
MR: Rendering usually refers to three-dimensional data, which means that in order to
render something, I first need a spatial model. You create this in an appropriate programme
or you buy one. The “raw” 3D model can then be rotated and changed on the screen, light
and shadow can be adjusted and so on. During rendering, the computer then calculates a
finished image by calculating light and shadows physically correctly and adding
reflections, transparencies and other effects. The whole process is quite complex.
MQ: So entstehen dann grob vereinfacht gesagt auch die Animationsfilme im Kino.
MR: Genau. Eine KI hingegen muss trainiert werden, um bestimmte Stile und Materialien zu erkennen und zu simulieren. Die „Rohdaten“ für ein Bild werden in Textform eingegeben – je besser der Text formuliert ist und je genauer man der KI sagt, was man sehen will, desto besser wird das fertige Bild. Ich modelliere leidenschaftlich gern mit einem 3D-Programm, aber die Ergebnisse, die man über eine KI erzielt, sind oft viel realistischer. Und ich sehe sie schneller – oft dauert es nur wenige Minuten bis zum ersten Ergebnis. Ich sehe das Ganze als eine ganz neue Kunstform und arbeite mit beiden Methoden, das heißt, ich
kombiniere sie auch manchmal.
MQ: Wie sieht es hier mit Copyrights aus?
MR: Es laufen immer wieder Prozesse gegen die Entwickler der KIs. Ich kann die Vorbehalte teilweise durchaus nachvollziehen – andererseits
sehe ich den Vorwurf, eine KI/AI würde
sich die Bilder „zusammenklauen“, ziemlich
kritisch. Es ist für mich die Angst vor etwas
Neuem, die viele haben.
Als die Digitalfotografie aufkam, heulten alle
auf – sie sagten, jetzt wäre es vorbei mit dem
Beruf des Fotografen. Das Gleiche habe ich
erlebt, als die ersten CAD-Programme auf dem
Markt erschienen.
MQ: CAD steht für Computer Aided Design. Der
Computer unterstützt bei der Erstellung von
Grafiken, im Maschinenbau oder eben in der
Architektur.
MR: Richtig. Ich vergleiche das mit einem
Entwurf, den ich als Architekt mache, oder
einem Modell, das ich in einem Modellierprogramm
baue. Auch hier greife ich auf
Gesehenes und Erlebtes zurück. Das geschieht
mehr oder weniger bewusst … In der Kunst,
aber auch in der Musik, passiert es immer
wieder, dass man auf erlerntes Wissen
zurückgreift, auf etwas, das man schon einmal
gesehen, gehört oder gelesen hat. Je besser
ein Architekt sich in Bau- und Kunstgeschichte
auskennt, desto besser wird er in der Regel
entwerfen können, weil er über ein viel
größeres Repertoire verfügt als jemand, der
sich noch nie mit Architektur beschäftigt hat.
MQ: Verstehe – die KI quasi als kollektives Unterbewusstsein. Und wenn jetzt eine „Person“ auf diesen Bildern wie Scarlett Johansson oder Anya Taylor-Joy aussieht, ist es tatsächlich eben nicht diese betreffende Person, richtig?
MR: Nein, sie ist es nicht. Ich weiß nicht, wie diese Entwicklung in rechtlicher Hinsicht
weitergeht. Auch ich habe Vorbehalte gegen
„Deepfakes“, weil damit schlimme Dinge
angestellt werden können. Aber wir sehen ja
insgesamt eine Entwicklung, in der die
Grenzen immer weiter verschliffen werden.
Denken wir nur an den „Indiana Jones“-Film,
der in Kürze anläuft. Auch der ist „Deepfake“.
MQ: Was mich dabei fasziniert, ist auch diese
Detailtiefe. Es wirkt hyperreal, wenn du
verstehst, was ich meine.
MR: Ja, wie schon gesagt, je besser die KI „trainiert“ ist, desto besser werden die Bilder.
Ich habe ja schon über das Wissensrepertoire
gesprochen – eine KI wird da einem Menschen
gegenüber immer im Vorteil sein, weil sie
einen viel größeren Datenbestand hat. Es ist
wie jemand, der ständig unglaublich viele
Bücher gleichzeitig liest und nichts vergisst
und dem man sagt, wie er dieses Wissen
kombinieren kann. Die Entwicklung schreitet
mit Riesenschritten voran.
MQ: Wo geht die Reise hin?
MR: Natürlich zu realistischeren Bildern, aber auch gleichzeitig zu künstlerischeren. Und natürlich zu Videos oder auch 3D-Vorlagen, die ich ausdrucken oder in einem Modellierprogramm als Grundlage oder Ausgangsmodell für etwas anderes verwenden kann – erste Ansätze dazu gibt es bereits. Im Moment haben all diese KIs immer noch Probleme mit menschlicher „Geometrie“ – das betrifft zum Beispiel Hände und Füße: Oft kommen dann Figuren mit sieben Fingern oder drei Armen heraus. Das lässt sich bis zu einem gewissen Grad steuern, indem man die Parameter entsprechend verändert – aber eben nicht immer.
Dazu kommt, dass ein Prompt, wenn ich ihn
zweimal durch die KI jage, in der Regel zu
verschiedenen Ergebnissen führt. Man kann
also (es sei denn, man verwendet gewisse
Tricks) nicht zweimal dasselbe Bild generieren
oder eine Abfolge von Bildern, wie das beim
klassischen Rendern selbstverständlich ist.
Aber das kommt schon noch.
MQ: Und was macht mehr Spaß? Das Erstellen
von 3D-Modellen oder das Erstellen von
Bildern mithilfe von KI?
MR: So einfach ist das nicht zu beantworten. Beim Modellieren habe ich viel mehr Kontrolle darüber, was letztlich entsteht, aber es dauert auch wesentlich länger. Für manche meiner komplexeren Raumschiffsmodelle oder auch
für die Outfits meiner „Petgirls“ habe ich
tatsächlich Tage gebraucht, bis sie so waren,
wie ich sie haben wollte …
Aber da das Generieren von KI-Bildern so
schnell wirklich interessante Ergebnisse
liefert, kann das regelrecht süchtig machen.
Ich habe auch schon nächtelang Bilder
gemacht – das geht sogar auf einem simplen
Handy. Ich denke mir meist einen Prompt aus
und verändere die Beschreibungen, Stile und
Reihenfolge der Bestandteile, bis dann etwas
herauskommt, das mich … anmacht. Das
entwickelt oft eine Art Eigendynamik, die
einfach faszinierend ist. Es wird nie langweilig.
MQ: Mathias, vielen Dank für das interessante
Gespräch!