Eine kleine Strecke aus Jamie Mahons großartigem Werk durften wir bereits im HEAVY RUBBER 43 bewundern. Aber uns war klar, dass wir diesen Künstler noch einmal im MARQUIS vorstellen müssen. Sein Buch «Modern Gothic» war damals auch über die schwarze Szene hinaus ein vielbeachtetes Buch. Uns interessiert natürlich vor allem das Thema Erotik und Fetisch-Fotografie. Es zeigt sich, dass Jamie ein unglaublich vielseitiger Fotokünstler ist und darüber hinaus noch extrem sympatisch!

MARQUIS: Lieber Jamie, du hast als Fotograf ein gutes Auge, aber ich sehe bei dir auch einen ganz eigenen Stil in Sachen Retusche. Wie kam es dazu, dass du dich diesbezüglich spezialisiert hast?
Jamie Mahon: Ich habe an der Universität mit dem Fotografieren begonnen, als es noch Filme und Dunkelkammern gab und man 36 Aufnahmen pro Filmrolle machte, um dann acht Stunden damit zu verbringen, mit Chemikalien herumzuexperimentieren. Das war damals so. Ich habe mich erst für die digitale Technologie entschieden, als ich das Gefühl hatte, dass sie technisch besser aufgestellt ist, um die Investition zu rechtfertigen. Inzwischen bin ich in der guten Position, in der ich über die Ausrüstung verfüge, um entweder an einem Ort zu fotografieren oder im Studio in meinem Haus zu arbeiten.
MQ: Das ist natürlich ideal.
JM: Ich habe meine Arbeiten auf der ganzen Welt veröffentlicht und ein Buch drucken lassen, aber ich suche keine großen Kunden. Ich konzentriere mich mehr auf die Arbeit mit Menschen, die normalerweise nicht die Möglichkeit haben, sich zu verkleiden, ihr wahres Selbst zu sein und sich professionell fotografieren zu lassen. Ich bekomme so viele Kommentare von Leuten, die sagen: «Ich wünschte, das könnte ich sein», aber das kannst du sein, wenn du mir die Gelegenheit dazu gibst!

MQ: Wie hat sich deine Sicht auf die Fotografie im Laufe der Jahre entwickelt?
JM: Auf seinem Weg als Künstler...